Jugend Pfeffers und PR-Arbeit für die Jugend

Herkunft, Ausbildung und frühe berufliche „Sackgasse“

Abb.: Turm und Chor der evangelischen Stadtkirche von Stuttgart-Bad Cannstatt. Foto: Kostas Koufogiorgos. Quelle: Wikimedia Commons https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en

Gerhard Pfeffer (häufig auch Gerhard A. Pfeffer) wurde am 12. Februar 1944, also in Kriegszeiten, in Stuttgart-Bad Cannstatt geboren. Sein Vater war Polizeibeamter, in der Gewerkschaft aktiv und SPD-nah (Pfeffer 2020, 00:11:30). Der junge Gerhard hatte zwei jüngere Geschwister und besuchte von 1950 bis 1954 die Volksschule in Waiblingen, anschließend das dortige Gymnasium. Er bekam eine „schwäbisch-evangelische Erziehung“ (Pfeffer 2020, 01:40:00). 1960 schloss er mit der Mittleren Reife ab. Seine Schulzeit fiel also in die bundesdeutsche „Wirtschaftswunder“-Ära.

Zunächst schickte er sich an, einen so genannten ordentlichen Beruf zu erlangen und in Schwaben Fuß zu fassen. Von 1960 bis 1963 absolvierte er eine Lehre als Bankkaufmann bei der Volksbank eG in Waiblingen. Berufsschule und IHK-Prüfung schloss er jeweils mit der Gesamtnote „gut“ ab, damit wurde er Jahrgangsbester der Volksbank.

Anschließend, von 1963 bis 1964, arbeitete er als Bankkaufmann bei der Fellbacher Bank eG in Fellbach. Für sein weiteres Berufsleben sollte allerdings nicht dieser Start im genossenschaftlichen Bankwesen ausschlaggebend sein. Ihm war die Arbeit in der Bank „nicht lebendig genug“, wie er im Gespräch mit Günter Bentele bekannte (Pfeffer 2020, 00:06:40). Prägend wurde vielmehr seine außerschulische bzw. außerberufliche Tätigkeit. Mehrere Jahre leistete er ehrenamtliche Jugendarbeit, die Wurzeln lagen dabei in der evangelischen Jugendorganisation.

PR für Jugendorganisationen: erst ehrenamtlich, dann ab 1964 professionell

Abb.: Aktuelles Logo des DBJR. Download von der Presseseite des Deutschen Bundesjugendringes www.dbjr.de (2024).

1964 – genau am 1. April1 – begann Gerhard A. Pfeffer als Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Bundesjugendrings e.V. (DBJR) in Bonn zu arbeiten (PR-Journal 08.02.2019 bzw. 13.04.2009).

Damit knüpfte er beruflich an seine frühe, seit dem 16. Lebensjahr ausgeübte ehrenamtliche Jungendarbeit an, die stets eine kommunikativ-mediale Ausrichtung hatte. In Waiblingen, seinem Schulort, war er bis zum 20. Lebensjahr aktiv tätig, als Leiter der Jungenschaft und Pressewart des CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen) sowie als Pressewart und Vorsitzender2 des Stadtjugendrings. Er habe immer schon „gern geschrieben“, erinnert er sich (Pfeffer 2020, 00:05:00ff.). Pfeffer geht auch in seinem „Lebenslauf“ darauf ein:

Ich wollte eigentlich ein Zeitungs-Volontariat beginnen, konnte aber hauptberuflich direkt in die Öffentlichkeitsarbeit überwechseln. Dabei kam mir zugute, dass ich nach meiner Schülerzeitungsarbeit für drei Lokalredaktionen vier Jahre lang nebenberuflich journalistisch gearbeitet habe.

(Pfeffer o.J.)

Mit seinen Tätigkeiten als Pressewart (= PR) und für Lokalzeitungen (= Journalismus) lernte Pfeffer frühzeitig die „zwei Seiten des Schreibtisches“ öffentlicher Kommunikation kennen. Von der lokalen Kreiszeitung, mit der er eng zusammenarbeite, wurde er im journalistischen Handwerkszeug „gebimst“, „fast wie in einem Volontariat“. Eines Tages – im Alter von 19 Jahren – erhielt er über seine Jugendorganisation eine Ausschreibung für eine neu geschaffene PR-Stelle des DJBR in Bonn, die eine Kombination von Presse-, Verbands- und Jugendarbeit darstellte. Der junge Gerhard Pfeffer bewarb sich mutig und wurde Zweitplatzierter. Er hatte schließlich auch Glück, denn der Erstplatzierte trat zurück, weil dessen Frau nicht mit nach Bonn wollte. Pfeffer griff zu, obwohl er zwischenzeitlich auch schon ein Volontariat bei der Zeitung abgesprochen hatte.

Öffentlichkeitsarbeit für den Bundesjugendring (bis 1970)

Abb.: Über Geschichte und Selbstverständnis des DBJR informiert die Broschüre „In Vielfalt vereint. 70 Jahre Deutscher Bundesjugendring“. Berlin, 2019. Hier das Inhaltsverzeichnis.

Eingestellt wurde er vom damaligen (bis 1965) DJBR-Hauptgeschäftsführer Heinz Westphal (geb. 1924, gest. 1998; SPD), der später, 1982, Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung und von 1983 bis 1990 Vizepräsident des Deutschen Bundestages wurde. (Pfeffer 2020, 00:05:30ff., 00:07:10ff., 00:11:00ff.)3 Da das Referat beim DJBR erst neu aufgebaut werden musste, verlief dort viel nach dem Prinzip Learning by Doing. Er nahm an Gremiensitzungen teil, schrieb Pressemitteilungen, hielt Kontakt zu den Medien, zu den Presse- und Jugendfunkredaktionen sowie Jugendzeitschriften und machte für viele Jugend-Veranstaltungen bzw. Veranstaltungsteilnahmen im In- und Ausland – 1968 zum Beispiel für einen Delegiertentag in der Frankfurter Paulskirche oder bei den Weltjugendfestspielen in Sofia – die begleitende Medienarbeit. (Pfeffer 2020, 00:08:50ff.)

In seiner professionellen PR-Arbeit initiierte er auch gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen von Jugendmedien den Jugendpresseclub e.V. in Bonn, dessen Gründungsmitglied und Geschäftsführer er war. Pfeffer erinnert sich noch heute gern, so im Gespräch mit Günter Bentele, an die „freie“ sowie „vielfältige“ Jugendarbeit und wie er sich dabei „selbst verwirklichen“ konnte. (Pfeffer 2020, 00:10:50ff.)

Seine frühen Erfahrungen mit Organisationsarbeit und Geschäftsführungstätigkeiten sollten ihm auch künftig noch von Nutzen sein. Und sein positiver Draht zur Jugend wirkte sich auch später auf seine Nachwuchsförderung aus. Beim Bundesjugendring arbeitete er bis 1970. Es wurde Zeit für neue berufliche Erfahrungen, zumal sich 1969 auch sein privates Leben verändert hatte: Seitdem ist Gerhard A. Pfeffer mit seiner Frau Margitta, geboren 1945 in Leipzig, verheiratet.4 Er bezeichnet sich selbst als „sehr familiären Menschen“, der seiner Frau viel zu verdanken hat (Pfeffer 2020, 00:14:20).

Autor(en): T.L.G.BE.

Anmerkungen

1 Oder an einem Montag, dem 13. April (dazu gibt es im PR-Journal, seinem Hausmedium, unterschiedliche Angaben). Im Interview mit Günter Bentele (Pfeffer 2020, 00:06:50) spricht er selbst vom 1. April 1964.

2 Sein Vorgänger als Vorsitzender war übrigens Alfred Biolek, der dann zum ZDF ging (Pfeffer 2020, 00:05:50).

3 Nicht zuletzt unter dem Eindruck der Persönlichkeit Heinz Westphals trat Gerhard Pfeffer in die SPD ein, wenngleich er zuvor auch mit der FDP geliebäugelt hatte. Pfeffer charakterisiert sich selbst als „Linksliberalen“. (Pfeffer 2020, 00:12:45) Für die SPD – wie auch für Gewerkschaften – hat er sich viele Male engagiert. Beispielsweise war er während seiner beruflichen Tätigkeit in der Bundestagsverwaltung Vorsitzender der SPD-Betriebsgruppe und der Gewerkschaft ÖTV. Sein Pendant im Bundespressamt war „übrigens ein gewisser Günter Guillaume“, also der DDR-Spion (geb. 1927, gest. 1995), der Bundeskanzler Willy Brandt von der SPD – dessen persönlicher Referent er von 1972 bis 1974 war – zu Fall brachte. (Pfeffer 2020, 01:06:00) In den PR-Verbänden, für die Pfeffer u.a. tätig war, sei aber keine Partei-, sondern berufsständische Politik gemacht worden. Dort „habe ich meine SPD-Dinge nicht rausgehängt“. (Pfeffer 2020, 01:03:00)

4 Das Ehepaar hat drei Kinder. Vgl. Pfeffer o.J.