PR für den Bundestag sowie Beginn fachpublizistischer und verbandlicher Tätigkeit

Öffentlichkeitsarbeit für den Deutschen Bundestag (1971-76)

Abb.: Bundestagspräsident Kai Uwe von Hassel (hier auf dem CDU-Parteitag 1978) holte Gerhard Pfeffer 1971 an den Deutschen Bundestag nach Bonn. Foto: Engelbert Reineke. Quelle: Bundesarchiv, B 145 Bild-F054627-0003 / Engelbert Reineke / CC-BY-SA 3.0 / https://creativecommons.org/licenses/bysa/3.0/de/deed.en

Im Herbst 1970 wurde das „Presse- und Informationszentrum (PZ) des Deutschen Bundestages“ gegründet, international gesehen vergleichsweise spät. Es sollte „Öffentlichkeitsarbeit für alle Fraktionen (…), also auch für die Opposition, betreiben“. Vorher – seit 1949 – gab es nur eine Pressestelle mit drei Mitarbeitern, die vor allem für den Bundestagspräsidenten da waren, und einen Besucherdienst. „Das Parlaments-PZ verfügt über 40 Planstellen“. Eine davon, die eines Referenten im „Referat Öffentlichkeitsarbeit im PZ“, nahm von 1971 bis 1976 Gerhard A. Pfeffer ein.1 Sein Referat PZ 3, zu dem auch der Besucherdienst gehörte, war eines von dreien, neben „Presse/Rundfunk/Fernsehen“ (PZ 1) und „Parlamentskorrespondenz“ (PZ 2). Das Referat PZ 3 gab Schriftenreihen, Magazine, Faltblätter, „Wandzeitungen“, Filme bzw. „Tonbildschauen“ etc. heraus und veranstaltete Informationstagungen sowie Ausstellungen. (Pfeffer 1976, S. 38f. Vgl. auch Pfeffer 2020, 00:15:40ff.)

Abb.: Bundestagspräsidentin Annemarie Renger (hier auf dem SPD-Parteitag 1973) war die meiste Zeit Chefin von Gerhard Pfeffer. Foto: Ludwig Wegmann. Quelle: Bundesarchiv, B 145 Bild-F039421-0028 / Wegmann, Ludwig / CC-BY-SA 3.0 / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en

Auch hier musste und konnte Pfeffer wieder „Aufbauarbeit“ leisten, denn wie seinerzeit beim Bundesjugendring war Pfeffers Position neu geschaffen worden.2 Obwohl unter ihrem CDU-Vorgänger Kai-Uwe von Hassel ins Amt geholt, war Pfeffer eng mit der Bundestagspräsidentin (1972-76, danach bis 1990 Vizepräsidentin) Annemarie Renger (geb. 1919, gest. 2008; SPD) verbunden. Für sie hat er u.a. auch Reden geschrieben. Als Mitglied einer „Task Force“ zu ihrer PR-Begleitung entwickelte er die Idee von „Bürgergesprächen“ bzw. „Bürgerreisen“ durch ganz Deutschland. Es ging darum, die „Präsidentin des Volkes unters Volk (zu) bringen“, gerade auch in Regionen, wo Persönlichkeiten der SPD nicht unbedingt auf massenhafte Sympathie zählen konnten. Eine Teilmaßnahme bildete es, die jungen und alten Generationen ins Gespräch miteinander und mit der Präsidentin zu bringen – ideal klappte es auf einer Schiffsfahrt über den Bodensee. Diese „Generationengespräche“ fanden auch Widerhall in den Medien. (Pfeffer 2020, 01:05:00ff.)

Pfeffer war publizistisch sehr umtriebig. Das „PR-Magazin“ ist ein fachjournalistischer Beobachter von Kommunikationsmanagement und -branche seit Jahrzehnten. 1976 befand es, dass in Sachbüchern und Fachzeitschriften zwar genügend über PR „in Wirtschaft und Industrie sowie deren Verbänden (zu) lesen“ sei, aber selten etwas zur „Öffentlichkeitsarbeit in Verwaltungen sowie gesellschaftlich relevanten Institutionen und Organisationen“. Deshalb startete die Fachzeitschrift eine Artikelserie über diese PR-Praxisfelder. „Für die Betreuung dieser Serie (…) hat sich der Journalist und Öffentlichkeitsarbeiter Gerhard A. Pfeffer bereit erklärt“, heißt es im Heft 3 des Jahres ´76. Pfeffer, fünf Jahre lang – von 1971 bis 1976 – Referent für Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Bundestages in Bonn, schrieb gleich den ersten Beitrag zur Serie, natürlich über PR des Parlaments. Der folgende Aufsatz der Serie, von einem Gastautor, handelte über die Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung.

Fachpublizistische Mitarbeit ab Mitte der 1970er-Jahre

Abb.: Bundestagspräsident bis 1969 Eugen Gerstenmaier (hier bei einer Ordensverleihung 1960) sah laut Pfeffer noch keine Notwendigkeit für eine Öffentlichkeitsarbeit des Parlaments. Foto: Egon Steiner. Quelle: Bundesarchiv, B 145 Bild-F007686-0002 / Steiner, Egon / CC-BY-SA 3.0 / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/ 3.0/de/deed.en

In Pfeffers Abhandlung erfährt man Fakten und Aussagen zu Grundverständnis bzw. normativen Grundlagen, Geschichte, Aufgaben, Organisation, Etats und Problemen der Öffentlichkeitsarbeit des „Hohen Hauses“. Eugen Gerstenmaier (geb. 1906, gest. 1986; CDU), Bundestagspräsident von 1954 bis 1969, habe gemeint, „auf Öffentlichkeitsarbeit für das Parlament verzichten zu können“. „Erst im Zuge der Parlamentsreform unter Präsident (1969-72) Kai-Uwe von Hassel (geb. 1913, gest. 1997; CDU) wurden Konzepte entwickelt, um durch PR für den Bundestag, die Legislative, ein Gegengewicht zur Exekutive zu schaffen (in diesem Fall zum Presse- und Informationsamt der Bundesregierung).“ (Pfeffer 1976, S. 38f.) Interessant auch die historische Einschätzung von Pfeffer zur generellen Bedeutung von PR im „politische(n) Bereich“:

Besonders in Westeuropa wurde die Abstinenz in der politischen Öffentlichkeitsarbeit damit bekundet, dass sich Public Relations aus der Mitwirkung bei politischen Fragen heraushalten müssten, da sie sonst Gefahr liefen, zu bloßer Propaganda zu werden. (…) Heute wird allerdings politische PR-Arbeit als gesellschaftspolitische, demokratische Vertrauenspflege verstanden.

(Pfeffer 1976, S. 39)

Pfeffers Tätigkeit als Autor und Serienbetreuer für das PR-Magazin stellt nur ein Beispiel für seine „freie journalistische Mitarbeit bei Medien der Kommunikationsbranche“ dar, die ca. Mitte der 1970er-Jahre begann. Er schrieb auch für „InSight“ (ebenfalls Verlag Rommerskirchen, Remagen-Rolandseck), „PRR PR-Report“ und „Dialog“ (MFU-Verlag, Hamburg), „Horizont“ (Deutscher Fachverlag, Frankfurt/Main) sowie „id Informationsdienst Unternehmensführung“ (Verlag Reineke & Partner, Heidelberg). (Pfeffer o.J.) Die dabei gesammelten Erfahrungen, Informationen und Kontakte sollten ihm später auch bei der Herausgabe eigener Medienprodukte hilfreich sein.

Erste Verbandstätigkeit

Mitte der 1970er-Jahre kam Gerhard Pfeffer auch in Kontakt zum Berufsverband DPRG. Dies ergab sich schon während seiner Tätigkeit beim Bundestag, bei der er auf eine Mitgliedschaft angesprochen wurde. Zwei Bürgen fanden sich schnell und so wurde er ca. 1976 Mitglied in der DPRG, besuchte auch deren Veranstaltungen im Landesverband NRW.

Später wirkte er in einem „Arbeitskreis zur Neustrukturierung der DPRG“, was ihn dann auch für den Geschäftsführerposten in der DPRG ab 1984 interessant machen sollte. (Pfeffer 2020, 00:22:00).

Autor(en): T.L.G.BE.

Anmerkungen

1 Vgl. Pfeffer o.J.

2 Auf die Stelle aufmerksam geworden war Pfeffer durch den ebenfalls neuen Referatsleiter, einen aktiven Jungsozialisten und SPD-Mitglied, später auch Abgeordneter. Der Referatsleiter war vorher Pressesprecher des seit 1954 bestehenden überparteilichen Kuratoriums „Unteilbares Deutschland“ (Pfeffer 2020; 00:18:00), einer „Volksbewegung für die Wiedervereinigung“, die aber ein „Zusammenschluss von Honoratioren“ blieb (Meyer 2014).