PR für die Firma Krupp

PR für die Firma Krupp: Hundhausens praktische Hoch-Zeit

Abb.: Mit den Großen dieser Welt. Carl Hundhausen zwischen Indira Gandhi (rechts) und Alfried Krupp von Bohlen und Halbach (links). Quelle: http://www.hundhausen.org/index.php?option=com_content&view=article&id=57&Itemid=73. Diese Unterseite von www.hundhausen.org ist zwischenzeitlich nicht mehr abrufbar. Aufgrund der großen historischen Bedeutung und öffentlichen Relevanz der Abb. dokumentieren wir diese. Danke an Thomas Zecher (TZPR Frankfurt a.M.) für einen Zuordnungshinweis. Gandhi und Krupp schafften es u.a. auch auf das Titelblatt der Illustrierten Die Bunte, Nr. 16 von 1956.

Carl Hundhausen spielte eine herausragende Rolle bei der Etablierung eines Berufsstandes für Public Relations in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Vor allem seine langjährige Mitarbeit in dem Traditionsunternehmen Krupp hat entscheidend dazu beigetragen, Öffentlichkeitsarbeit als wesentlichen Bestandteil der Unternehmenskommunikation zu verstehen. Hundhausens in den USA gesammelte Erfahrungen auf dem Finanzsektor, die Auseinandersetzung und Beschäftigung mit dem Thema Werbung in der Theorie und – bei der Dr. Hillers AG – auch in der Praxis, hatten maßgeblichen Einfluss auf seine spätere PR-Tätigkeit.

Sowohl bei der Dr. Hillers AG als auch während seiner Anstellung bei der Krupp-Tochter WIDIA trug er vor allem durch die Herausgabe von Werkzeitschriften erheblich zur Öffentlichkeitsarbeit bei, auch wenn diese Arbeit freilich noch nicht als solche bezeichnet wurde. Bereits als Fachmann anerkannt, wurde Hundhausen im Krupp-Konzern 1954 zum Leiter der Stabsabteilung Volkswirtschaft/Presse/Werbung ernannt, zu deren Aufgaben ebenfalls die Verwaltung des Werks- und Pressearchivs sowie das Besuchswesen zählten (u. a. Lehming 1997, S. 48).

Dass die Kruppsche Öffentlichkeitsarbeit in den Folgejahren ihre Blütezeit hatte und Maßstäbe für die Zukunft setzte, war der effektvollen und nachhaltigen PR-Arbeit Hundhausens zu verdanken. Alles, was über die Firma Krupp in die Außenwelt gelangte, bedeutete laut seiner Maxime „Public Relations“. Daher hatte für ihn das Zusammenwirken aller möglichen Maßnahmen – von Hundhausen als die große PR-Aufgabe bezeichnet – oberste Priorität.1 Einen wichtigen Stellenwert innerhalb der internen Kommunikation nahm die Herausgabe der Werkszeitschrift Kruppsche Mitteilungen (ab 1955 Krupp-Mitteilungen) ein, an deren Neuauflegung Hundhausen nach dem Krieg maßgeblich beteiligt war.

Hatten öffentlichkeitswirksame Aktivitäten wie der Empfang von Staatsgästen oder die Beteiligungen an Messen und Ausstellungen schon eine lange Tradition in der Firma Krupp, so initiierte Hundhausen doch oft Neuerungen, die zu der Kruppschen Erfolgsgeschichte beitrugen. So etablierte er beispielsweise die von Alfred Krupp in den 1870er-Jahren erbaute Villa Hügel zu einem wahren PR-Medium. Im Wesentlichen dazu errichtet, um Staatsbesuch in festlicher Atmosphäre zu empfangen, wurde die Villa unter Hundhausens Federführung ebenfalls Kultur- und Informationszentrum. Hundhausens Gespür für wirksame und eindrucksvolle PR-Aktivitäten kam ihm 1961 beim 150. Firmenjubiläum zugute, dessen Durchführung in seine Verantwortung gelegt wurde. Die über mehrere Tage andauernde Festlichkeit – ein perfekt organisiertes PR- und Medienereignis – war sicherlich einer der Glanzpunkte in der Karriere Hundhausens.2

Auch nach seiner mehrmals verschobenen Pensionierung 1963 behielt Hundhausen sein Büro in der Villa Hügel und stand auch in den folgenden Jahren der Krupp-PR mit Rat und Tat zur Seite.

Autor(en): A.M.A.R.T.L.

Anmerkungen

1 Allerdings dürften nicht alle von Hundhausen angewandten Praktiken den heutigen Maßstäben seriöser PR genügen. Peer Heinelt kritisiert: Die von Hundhausen für Krupp „entwickelte Strategie, die Vergabe von Anzeigenaufträgen an eine Krupp-freundliche Berichterstattung zu knüpfen, war erfolgreich“. (Nachholbedarf für Public Affairs? Widersprüche eines PR-Profis. In: http://mmm.verdi.de/archiv/2003/09/journalismus/nachholbedarf_fuer_public_affairs )

Hugo_Lederer_-_Denkmal_Friedrich_Alfred_Krupp_gemeinfrei

Abb.: Villa Hügel in Essen mit Denkmal von Friedrich Alfred Krupp. Aus: Wikimedia Commons (gemeinfrei).

2 Vgl. auch Kunczik, Michael (1993): Geschichte der Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland. Köln/Weimar/Wien: Böhlau. S. 197f.