Weltausstellungen

Weltausstellung: Krupps Stahlblock und das „Monsterpiece“

Abb.: Weltausstellungsstand der Firma Krupp in Philadelphia, USA, 1876. Quelle: Tenfelde, Klaus: Fotografie und Geschichte im Industriezeitalter. München, 1994.

Alfred Krupp erkannte schnell Wesen und Bedeutung internationaler Öffentlichkeitsarbeit. Sein erstes großes öffentliches Forum, bei dem er seine aus Stahl gefertigten Produkte vorstellen und aktive Öffentlichkeitsarbeit betreiben konnte, war die erste internationale Industrieausstellung1 1851 in London, die im eigens dafür gebauten Kristallpalast stattfand.

Gut vorbereitete Event-PR

Schon im Vorfeld reiste Krupp nach London, um Ankunft und Aufbau seiner Exponate beizuwohnen. Während dessen lief die Fertigstellung des Hauptstücks der Kruppschen Ausstellungsstücke – der aus einem Guss gegossene Stahlblock von etwa 2.500 kg Gewicht – in der Heimat auf Hochtouren. Da eine englische Konkurrenzstahlfirma ebenfalls einen großen Gussstahlblock mit dem Namen „Monsterpiece“ ausstellen wollte, drängte Krupp seine Mitarbeiter in Deutschland, seinen Stahlblock größer und größer zu machen. Als das „Monsterpiece“ der englischen Firma ausgestellt wurde, parierte Krupp geschickt und gleichzeitig ein wenig arrogant: „Ich habe gesagt, so Stückchen machen wir alle Tage, ich wollte den Großpapa schicken.“2 Dieser Spruch war nun in aller Munde, die englische Presse berichtete über den großspurig daherkommenden Deutschen, und die Besucher der Weltausstellung erwarteten den deutschen Gussstahlblock mit höchster Spannung. Krupps provozierende Event-PR (so würde man dies heute nennen) hatte großen Erfolg: Der Stahlblock wurde zum Publikumsmagneten und verhalf der Firma zum internationalen Durchbruch.3

Mit Stahl und Kanonen zur Weltbekanntheit

Sein Gespür für Messe-PR stellte Krupp auch am Beispiel der Gussstahlkanone unter Beweis: Die Kanone wurde unter einem preußischen Militärzelt zur Schau gestellt und dadurch zur zweiten Kruppschen Publikumsattraktion.4

Die Kanone und der Gussstahlblock, vor allem aber die seltene Auszeichnung mit der „Council Medal“, machten die Londoner Weltausstellung 1851 für Krupp zu einem großen Erfolg und begründeten den Weltruf des Unternehmens. Die Einheit von Produktqualität und öffentlichem Auftreten verhalfen Krupp zu Weltruhm. Es folgten weitere Weltausstellungen mit größeren und schwereren Gussstahlblöcken, bei denen Krupp die Öffentlichkeit als Instrument und Kommunikationsmittel benutzte, um weltweite Bekanntheit, ein langfristig gutes Image und dadurch auch neue Kundenkontakte zu knüpfen. Kommunikationserfolg, gute Reputation der Firma war Voraussetzung und Treiber für ihren ökonomischen Erfolg.

Autor(en): I.S.

Anmerkungen

1 „Gewerbe- und Industrieausstellungen bildeten ein wesentliches Element staatlicher Wirtschaftsförderungspolitik im Zeichen des Liberalismus. Sie sollten das Konkurrenzprinzip entwickeln helfen, die gegenseitige Aufklärung von Konsumenten, Fabrikanten und Kaufleuten fördern und zur Etablierung eines nationalen Marktes beitragen.“ (Wolbring 2000, S. 85) (T.L.)

2 Bedrow 1928, S. 122.

3 Wolbring 2000, v. a. S. 94.Vgl. auch Kunczik 1997, S. 192-195. Auch Szyszka 1997, S. 321.

4 Wolbring 2000, S. 95. Vgl. Kunczik 1997, S. 195.