Presse als Informationsquelle

Kenntnisnahme der Presse und ihrer Einschätzungen

Abb.: Adenauer bei der 2. Lesung der Pariser Verträge im Bundestag am 25. Februar 1955. Foto: Rolf Unterberg. Quelle: Bundesarchiv, B 145 Bild-F002449-0027, Unterberg, Rolf, CC-BY-SA / Wikimedia Commons, Attribution Share alike 3.0 German license http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en

Adenauer war sich der Bedeutung der Presse stets bewusst und galt als außergewöhnlich aufmerksamer Beobachter der tagesaktuellen Presse, der schon morgens um sechs Uhr Nachrichten hörte und die Zeitung las sowie zweimal täglich schriftlich vom Bundespresseamt über die allgemeine Nachrichtenlage informiert werden wollte.1 In einem der vier Erinnerungsbände erwähnt Adenauer eher beiläufig den „’Nachrichtenspiegel’ des Bundespresseamtes, den ich in der Regel sehr gründlich las (…)“. An einer weitere Stelle zitiert er aus dem „Nachrichtenspiegel I“ (also gab es mehrere! – T. L.) von heute (9.12.1957).“ (Adenauer 1978a, S. 286 und 336)

Für Adenauer waren die Medien wichtige Informationsquelle, deren prinzipielle Unabhängigkeit er auch aus Sicht der Politiker notwendig erachtete:

In der Tat, die Knebelung der deutschen Presse durch den Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 hatte vielen von uns den Blick für die Realität der Vorgänge in der Welt genommen. Insbesondere führende politische deutsche Persönlichkeiten mussten versuchen, so schnell und so zutreffend wie möglich die Kenntnis der politischen Realitäten in der Welt wiederzugewinnen (…).

(Adenauer 2008, S. 110)

Presse auch als Ersatz mangelnder formeller bzw. diplomatischer Kanäle

Die Presse war auch deshalb eine unverzichtbare Quelle, weil die junge Bundesrepublik von ihren westlichen Verbündeten nicht immer intern genügend informiert wurde. Über die New Yorker Außenministerkonferenz vom September 1950 und einige ihr folgende Einzelkonferenzen erhielt die Bundesregierung „kaum offizielle Mitteilungen über den Verlauf (…) und war weitgehend auf das angewiesen, was hierüber in Zeitungen veröffentlicht wurde. (…)“

Hierdurch ergab sich für die Bundesregierung ein völlig unmöglicher Zustand. Es war ein peinliches Gefühl, wenn auf Fragen, die gestellt wurden, Regierungsvertreter stets ausweichend antworten mussten. Das Ansehen der Bundesregierung litt außerordentlich in der deutschen Öffentlichkeit, auch innerhalb der Koalition.

(Adenauer 1980, S. 387)

Autor(en): T.L.A.-D.S.

Anmerkungen

1 Vgl. Küsters 1988. Auch Hoffmann 1992, S. 35ff., und Baring 1982, S. 71f.