Konrad Adenauer vor 1945: Leben und Wirken

Kölner Oberbürgermeister und Rheinländer

Abb.: Unterschrift von Konrad Adenauer. Quelle: Wikimedia Commons, Attribution Share alike 3.0 Unported http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en Author: Dumi

Konrad Adenauer wurde am 5. Januar 1876 in Köln geboren und studierte Rechtswissenschaften.1 Als rheinischer Katholik führte es ihn in die Zentrumspartei. 1904 begann Adenauer seine politische Karriere und wurde 1917 zum Kölner Oberbürgermeister ernannt. Ohne Zweifel zeigte er dabei Profil, wuchs er zu einer konturierten Persönlichkeit heran. „Er machte sich durch einen fortschrittlichen Ausbau Kölns zur ‚Metropole des Westen’ einen Namen.“ (Konrad-Adenauer-Stiftung 2010a) Damit hatte er den zwar lokal begrenzten, aber dennoch faktischen Beweis seiner Fähigkeit als Politiker erbracht und sich für höhere Aufgaben empfohlen.

Durch und durch Rheinländer, hatte Adenauer mit der realen Existenz der Besetzung eines Teils durch die Franzosen infolge des Versailler Vertrages und ihren künftigen Perspektiven umzugehen. Das befähigte ihn zum „Querdenken“ und zu Lösungsstrategien, die aus der damaligen gesamtdeutschen Perspektive – wie man heute sagen würde – politisch „unkorrekt“ waren.

Um eine (drohende und möglicherweise endgültige – T.L.) Annexion der besetzten linksrheinischen Gebiete zu verhindern, trat er zeitweise für die Schaffung eines rheinischen Bundesstaats ein, um das französische Sicherheitsverlangen zu befriedigen. Diese Mitarbeit in der sogenannten Rheinlandbewegung trug ihm vor allem in der Nazi-Zeit den Ruf ein, ‚Separatist’ zu sein.

(Konrad-Adenauer-Stiftung 2010a)2

Aufstrebender Politiker in der Weimarer Republik

Schon damals entwickelte sich also Adenauers Erfolgs-Mix aus konstanten, religiös-ethisch fundierten Werten, einer mentalen und faktischen Bodenständigkeit seines Wirkens (konkret im Rheinland) und einem innovativen Pragmatismus. Trotz oder möglicherweise gerade wegen solcher Eigentümlichkeiten galt Adenauer schon zu Zeiten der Weimarer Republik als anerkannte politische Persönlichkeit und wurde damals bereits als möglicher Kanzlerkandidat gehandelt. Von 1922 bis 1933 war er Präsident des Preußischen Staatsrates.

Allerdings werden ihm psychisch-mentale Fremdheit mit den Gebieten östlich der Elbe bzw. eine Berlin-Aversion nachgesagt. Bereits in den 1920ern habe er sich geäußert, „bei Braunschweig beginne für ihn die asiatische Steppe, in Magdeburg ziehe er immer die Vorhänge zu; wenn er über die Elbe fahre, spucke er jedes Mal aus dem Fenster.“ (Zit. nach Keiderling 2009, S. 53)

Wertkonservativ und demokratisch, Separatist und Pragmatiker, Rheinländer und Europäer – zwei Seiten ein und derselben Medaille

Was ihn damals und dann offenbar auch nach 1945 als Politiker und „Problemlöser“ interessant machte, war die Tatsache, dass die „rheinländische Konstellation“ als einer starken deutschen Region und trotzdem in Abhängigkeit von ausländischen Mächten sowie in internationaler Verflechtung eine Art Problem-Nukleus für andere deutsche Grenz-Gebiete in der Folge von Versailles (z. B. Teile Schlesiens) und schließlich in der Folge von 1945 für ganz Deutschland darstellte. Das Genie von Adenauer bestand darin, die Interessen der ausländischen Nachbarn (bezogen auf das Rheinland vor 1933 konkret Frankreich und nach 1945 erweitert für ganz Deutschland bezogen auf die – primär westlichen – Siegermächte) nicht zu negieren oder kompromisslos zu bekämpfen, sondern proaktiv Ernst zu nehmen. Dabei kann er als früher „Europäer“ gelten, allerdings in einem westlich-abendländischen Sinne.

Die Nationalsozialisten konnten solcherlei Konzepte und Annäherungsbemühungen oder gar Zugeständnisse an Frankreich nur als nationalen Verrat werten – und persönliche Eigenständigkeit musste sowieso bestraft werden. 1933 wurde Adenauer von den Nationalsozialisten seines Postens als Kölner Oberbürgermeister enthoben. Avancen von Glaubensbrüdern, in den aktiven katholischen Widerstand gegen das NS-Regime zu gehen, hat Adenauer abgelehnt.3 Dennoch hatte er genügend Anlass, sich zu sorgen. 1933/34 hielt er sich mehrere Monate versteckt, 1934 wurde er kurzzeitig im Zusammenhang mit dem „Röhm-Putsch“ verhaftet. 1944 (nach dem Hitler-Attentat) war er mehrere Monate als Regimegegner inhaftiert.

Autor(en): T.L.A.-D.S.

Anmerkungen

1 Vgl. dazu und zum Folgenden: Konrad-Adenauer-Stiftung 2010, 2010a und 2012; dhm/hdg 2014.

2 Vgl. dazu auch insbesondere Eintrag für 1923 in dhm/hdg 2014. http://www.hdg.de/lemo/html/biografien/AdenauerKonrad/

3 Dazu dhm/hdg 2014.