Wicherns Leben, eine Biografie

Wicherns Leben – eine Biografie1

Von der Geburt 1808 bis Mitte der 1830er

Abb.: Bildmarke zum Jubiläum. Quelle: http://www.diakonie-hamburg.de/fix/files/doc/DKW_Wi_Label_4c.2.pdf (freier Download).

Johann Hinrich Wichern wurde am 21. April 1808 als erstes von sieben Kindern geboren. Seine Eltern verkörperten eine bürgerliche, christliche Familie. Der Vater hatte sich vom Fuhrmann zum Notar hochgearbeitet, starb aber jung im Jahr 1823, so dass Wichern entscheidend zum Lebensunterhalt der Mutter und der Geschwister beitragen musste. Er brach seine gymnasiale Ausbildung ab und arbeitete vorerst als Erzieher an einer privaten Internatsschule. Nebenbei belegte er jedoch zielstrebig Vorlesungen am Akademischen Gymnasium und konnte so das Abitur nachholen. Durch ein Stipendium war es ihm möglich, ab 1828 das Theologiestudium in Göttingen und Berlin aufzunehmen und 1832 erfolgreich abzuschließen.

In diesem Zeitraum begegnete er mehreren Persönlichkeiten, die seine Lebensanschauung und späteren Aktivitäten nachhaltig beeinflussten. Er besuchte beispielsweise mit Baron von Kottwitz die Beschäftigungsanstalt in Berlin-Alexanderplatz und wurde mit August Hermann Francke, dem Begründer der „Franckeschen Stiftungen“ (Halle) und der „Lutherischen Heidenmission“, bekannt. Wichern übernahm nach dem Examen 1832 eine Stelle als Oberlehrer an einer evangelisch-lutherischen Sonntagsschule in Hamburgs Stadtteil St. Georg. In Ausübung dieser Arbeit erhielt er „erschütternde Einblicke in das Leben der unteren Volksschichten und in die extreme Erziehungsnot der Kinder und Jugendlichen dieses Milieus“ (Böttcher 1965, S. 22). Das regte ihn zur Gründung eines Rettungshauses für verwahrloste Jugendliche an – 1833 eröffnete er das „Rauhe Haus“.

Von Mitte der 1830er bis zum Tode 1881

Im Jahr 1835 heiratete er Amanda Böhme, seine erste Mitarbeiterin. Am 22. September 1848 nahm Wichern am ersten evangelischen Kirchentag in Wittenberg teil und hielt eine leidenschaftliche, programmatische Rede, die zur Gründung des Centralausschusses für die Innere Mission der deutschen evangelischen Kirche führte. Aus dieser Organisation entwickelte sich später die Diakonie.

Abb.: Grabstätte Johann Hinrich Wicherns und seiner Familie (Vordergrund) auf dem Alten Hammer Friedhof in Hamburg. Foto: Uwe Rohwedder, 17.8.2011. Quelle: Wikimedia Commons http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

Wichern wurde 1851 Beauftragter der preußischen Regierung für die Reform des Gefängniswesens und trat 1857 als der Vortragende Rat der Strafanstalten und des Armenwesens in den Staatsdienst ein. Im selben Jahr wurde er zum Evangelischen Oberkirchenrat in Berlin ernannt und gründete 1858 das Brüderhaus Johannesstift, in dem Mitarbeiter für das Gefängniswesen ausgebildet wurden. In den Kriegsjahren 1864, 1866 und 1870/71 engagierte er sich bei der Auswahl und Ausbildung von Felddiakonen. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er mit seiner Arbeit im Rauhen Haus, in das er 1872 zurückkehrte. Am 7. April 1881 starb Johann Hinrich Wichern nach mehreren Schlaganfällen und längerem Leiden. Sein Grab befindet sich auf dem Hammer Friedhof neben dem seiner Mutter und seiner Frau.

Autor(en): L.L.

Anmerkungen

1 Vgl. Döring 1997b, S. 281f.; http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/WichernJohann/index.html ; auch http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Hinrich_Wichern