Die „Innere Mission“

Christlich und sozial

Abb.: Ein Beispiel für „Äußere Mission“, hier auf Nauru 1916-1917. Foto: TJ McMahon, NAA: R32, Vol. 116/32. Quelle: Wikimedia Commons (gemeinfrei).

Der Begriff Innere Mission, der sich auch heute noch in dem Logo der Diakonie als „I“ und „M“ wiederfinden lässt, stammt von Wichern selbst. Er hatte diesen Begriff 1836 als Pendant zu der schon seit längerem bestehenden „Äußeren Mission“ geschaffen, deren Angelegenheit die Bekehrung der Anders- oder Nichtgläubigen war.1

Wichern definierte den Begriff Innere Mission in seiner ersten programmatischen Schrift unter dem Titel Notstände der protestantischen Kirche und die Innere Mission 1844 als „eine geordnete Arbeit der gläubigen Gemeinde in freien Vereinen, die Arbeit, mit welcher der Wiederaufbau des Reiches Gottes an den von den Ämtern des Staates und der Kirche unerreichbaren, innern und äußern Lebensgebieten innerhalb der Christenheit (…) bezweckt wird. Die innere Mission schließt ebenso wesentlich in sich das Bekenntnis des Glaubens durch die Tat der rettenden Liebe (… ein)“ (Zit. nach Meinhold 1958, S. 235).

Mit Hilfe der Inneren Mission wollte Wichern eine Regeneration und Reformation der Gesellschaft durch das Christentum befördern. Die Hilfsmaßnahmen sollten auf das gesamte Volk ausgeweitet werden, gleichgültig welcher Konfession oder Glaubensrichtung man angehörte. Durch diese Begriffsneuschöpfung kam er auf seinen umfangreichen Reisen mit Kirchenvertretern, Hochschullehrern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Berührung.

Publikationstätigkeit und Kontaktpflege

Abb.: Logo Diakonisches Werk, geschaffen von Prof. Richard Boeland 1925, 2009 konvertiert von Benutzer: Gloecknerd. Quelle: Wikimedia Commons, zu enzyklopädischen Zwecken erlaubt.

Die dabei entstandenen Gespräche veröffentlichte er in seinen Schriften. Durch die Einrichtung der hauseigenen Druckerei und Verlagsanstalt sowie der Fliegenden Blätter setzte er nicht nur das anstaltseigene Mitteilungsblatt für die Öffentlichkeitsarbeit des Rauhen Hauses ein, sondern kreierte damit auch ein offizielles Organ der Inneren Mission. Anfänglich dienten die Fliegenden Blätter als Verbindung zu ehemaligen Mitarbeitern und den Schützlingen, informierten Freunde sowie Förderer und stellten ein Forum für Gleichgesinnte dar. Nach und nach entwickelten sie sich durch ihre regelmäßige Erscheinungsweise und die steigende inhaltliche Ausweitung zu einer Zeitschrift kleineren Umfangs mit zunehmend publizistischer Eigenständigkeit. Erst im Jahr 1906 wurden sie durch den Titel Die innere Mission im evangelischen Deutschland ersetzt.2

Wicherns engagierter Einsatz war so erfolgreich, dass 1849 ein Centralausschuss für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche gebildet wurde, in dessen Auftrag er durch ganz Deutschland reiste, um zu einzelnen Missionsvereinen Kontakt aufzunehmen. Während er durch diese intensive Reise- und Vortragstätigkeit die Innere Mission in Deutschland aufbaute, knüpfte er gleichzeitig Kontakte ins Ausland, um auch dort mit der Verbreitung seiner Ideen zu beginnen. Er plante eine europaweite Organisation.

Autor(en): L.L.

Anmerkungen
Amalie_Sieveking

Abb.: Neben Wichern setzten sich auch andere für eine organisierte Diakonie ein. Die Reproduktion eines Gemäldes von Hans Heinrich Port zeigt Amalie Sieveking (1794-1859) ebenfalls aus Hamburg, 1841. Quelle: Wikimedia Commons (gemeinfrei).

1 Vgl. Döring 1997b, S. 286f.

2 Vgl. Döring 1997b, S. 286f.