PR-Maßnahmen im Überblick

Beziehungspflege und Pressearbeit

Abb.: Arbeit im Rauhen Haus. Quelle: http://www.heiligenlexikon.de/BiographienJ/Johann_Hinrich_Wichern.htm (dort als gemeinfrei erklärt).

Wicherns Arbeit für das Rauhe Haus und die Innere Mission ist als gezielte und kontinuierliche Kommunikationsarbeit zu sehen. Wichern war ein systematischer Kommunikator, der sich verschiedener PR-Maßnahmen und -Instrumente bediente.1

Seine persönliche Beziehungspflege begann gewissermaßen schon als Schüler, während er durch das Erteilen von Privatunterricht Zugang zu wohlhabenden Hamburger Familien erhielt, und setzte sich durch das soziale Engagement in seiner Studienzeit fort. Durch die Pflege der dabei gewonnenen Kontakte baute Wichern über Jahre ein Beziehungsnetz auf, deren Mitglieder als Ansprechpartner, Sponsoren und Multiplikatoren dienten. Nach der Eröffnung des Rauhen Hauses besuchten ihn bekannte Persönlichkeiten, wie Elizabeth Fry und Jakob Grimm, um mehr über seine religiösen und pädagogischen Ansichten zu erfahren. Auch Könige und Kaiser (Königin von Dänemark, Fürst Esterházy, Kaiser Friedrich III.) gaben ihm die Ehre. Als Multiplikatoren trugen sie dazu bei, dass Wicherns Ideen bis nach Holland, England, der Schweiz und sogar in die USA getragen wurden.2

Wicherns Pressearbeit setzte mit der Publikation seines Aufsatzes Die Armenanstalt Hamburg 1832 im Bergedorfer Boten ein. Das Blatt wurde zu einem wichtigen Instrument, wobei die intensive Pressearbeit nicht auf diese Zeitung beschränkt blieb. Bald publizierte er regelmäßig und umfassend über seine Vorhaben in weiteren Zeitungen wie den Vaterstädtischen Blättern, der Evangelischen Kirchenzeitung oder dem Hamburger Beobachter. Oft verfasste er selbst Artikel, aber auch die zu seinen öffentlichen Veranstaltungen geladenen Journalisten berichteten wohlwollend über die Projekte.3

Reden, Signet, Verlag und Druckerei

Abb.: Faksimile des Bergedorfer Wochenblattes

Abb.: Faksimile der Vaterstädtischen Blätter

Weiterhin betrieb er die öffentliche Darlegung von Interessen. Dazu wählte er den Weg der direkten, personalen Kommunikation. Er ging oft auf Reisen und nutzte jede Gelegenheit, um in brillanten Vorträgen oder Stegreifreden über seine Eindrücke zu berichten. Unter anderem hielt er auf dem Kirchentag zu Wittenberg am 22. September 1848 oder auf Einladung der Evangelischen Alliance 1851 vor Tausenden in der Exeter Hall in London Ansprachen.4

Als Logo kreierte er ein Anstaltssignet, das den christlichen Glauben an Gott und die Geborgenheit des Rauhen Hauses widerspiegeln sollte: den guten Hirten mit einem Schaf auf der Schulter und einer Flöte in der Hand. Dieses Signet war auf allen Schriftstücken des Rauhen Hauses zu finden.5

Nach Errichtung des Verlags Die Agentur und einer Druckerei eröffneten sich Wichern auch publizistisch neue Möglichkeiten. Er gründete die Fliegenden Blätter als offener Brief aus dem Rauhen Haus zu Horn bei Hamburg und setzte sie ab 1844 als anstaltseigenes Mitteilungsblatt für die Öffentlichkeitsarbeit ein. Neben diesem wichtigen Publikationsmittel bediente er sich auch der Flugschrift und dem Buch. Seine bekannteste publizistische Arbeit ist die Denkschrift an die deutsche Nation.6

Autor(en): L.L.T.L.

Anmerkungen
IM6_-_Fliegende_Blaetter

Abb.: Faksimile der Fliegenden Blätter

1 Siehe dazu insbesondere Döring 1997b.

2 Döring 1997b, S. 281f. und 285f.

3 Döring 1997b, S. 282f.; Böttcher 1965, S. 24f.

4 Döring 1997b, S. 283ff.; Böttcher 1965, S. 28; Meinhold 1957, S. 11.

5 Döring 1997b, S. 284.

6 Döring 1997b, S. 286; Martin 1981, S. 107; Böttcher 1965, S. 43.