Inhalte und Begriffsverständnis der Dissertation
Themen und Quellenbasis
Im ersten Teil seiner Dissertation thematisierte Ernst Vogel die Glieder und Voraussetzungen der öffentlichen Beziehungspflege für die Planung, Durchführung und Kontrolle von PR-Programmen. Der zweite Teil umfasst im Wesentlichen die Unternehmensakteure, die Gestaltung interner und externer Beziehungsgeflechte, z. B. mit Gewerkschaften, sowie die Verankerung der Public Relations im Unternehmen und die damit verbundenen Kosten.
Die wissenschaftliche Arbeit wartet mit einer Vielzahl an empirischen Befunden und Erfahrungen bei General Motors, Esso, Ford und Reemtsma auf, aus denen Hinweise zur Pflege spezifischer Zielgruppen abgeleitet werden konnten. Instruktiv ist beispielsweise seine Darstellung der äußeren Erscheinung und der inneren Antriebe (Vogel 1952, S. 67).
Die Arbeit von Vogel rezipiert – nach eigener Aussage – in Deutschland seinerzeit beschaffbare Publikationen, u. a. von Hundhausen, Gross (schon in der Ausgabe von 1951!) und aus den USA.1 Darüber hinaus verwies Vogel (1951, S. 123) auf eine Bibliografie amerikanischer Literatur zur PR, die ihm von seinem Kollegen Griswold übersandt worden war. Darin seien 96 Publikationen bis 1950 zur Problematik und seiner Randgebiete enthalten, von denen offensichtlich viele nicht in Deutschland zugänglich waren. Von Griswold wusste er auch, dass es bereits über 2.000 Definitionen für PR gäbe (S. 58).
Zusätzlich bezog Vogel (1951, S. 126ff.) Fachzeitschriften aus den USA, wie das PR Journal oder Public Opinion Quarterly, und aus Deutschland, wie Der Markenartikel oder Mensch und Arbeit, in seine Recherchen ein, aber auch Betriebs- und Werkzeitungen, wie den Bosch-Zünder, die Ford-Revue oder die Opel-Post, sowie Tageszeitungen und Wirtschaftsmagazine, wie Die Zeit, die Frankfurter Allgemeine Zeitung oder das Handelsblatt.
PR-Definition
Anders als Gross scheute Vogel nicht die Anwendung des amerikanischen Begriffs Public Relations im deutschen Kontext. Eine wortgenaue Übersetzung mit „öffentliche Beziehungen“ erschien ihm dabei jedoch nicht ausreichend, denn im Fokus seiner Arbeit steht zudem deren planmäßige und bewusste Gestaltung. Dahingehend empfand er seinen Titel von 1952 „öffentliche Meinungs- und Beziehungspflege“ geeigneter als beispielsweise Hundhausens „Werbung um öffentliches Vertrauen“, die nach seiner Ansicht nur einen Teilbereich des Fachgebiets abbildet. Seine PR-Definition lautet demnach wie folgt:
Public relations sind planmäßig zu gestaltende, den jeweiligen Verhältnissen anzupassende Beziehungen zwischen einer Institution (oder einer Persönlichkeit des öffentlichen Lebens) und der nach Gruppen gegliederten Öffentlichkeit. Voraussetzung dazu ist Selbsterkenntnis und Kenntnis der Öffentlichkeit. Sie erstreben das Ziel, durch vorbildliche Gestaltung der eigenen Wesenseigenschaften, Haltung und Maßnahmen und deren Offenbarung gegenüber den öffentlichen Gruppen öffentliches Vertrauen, Verständnis und Wohlwollen zu gewinnen, um einen ausgewogenen Interessenausgleich zwischen Beziehungsträger und Öffentlichkeit herzustellen.
(Vogel 1951 und 1952, S. 58f.)
Aufgrund der Akzentuierung von Vertrauen kann die Definition u. a. als ein Ursprung der gesamtgesellschaftlichen Vertrauensfunktion der PR gelten.2