Industrie- und Massengesellschaft sowie ihre Modernisierung als tiefste Ursache von Öffentlichkeitsarbeit und Wirtschaftskommunikation II

Modernisierungsstrategien: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Die Nationalsozialisten übernahmen Modernisierungsvorstellungen des alten Fordismus als Versatzstücke, adaptierten sie und machten daraus einen „braunen Fordismus“. Um die Heilsvisionen von technologischem Fortschritt, ökonomischer Größe, Prosperität, Massenkonsum und sozialem Frieden zu erreichen sowie negative Auswüchse zu unterbinden, schienen traditionelle Werte, gesellschaftliche Hierarchien und also ein „starke(r) Staat“ vonnöten, „der zudem der kulturellen Überfremdung Einhalt gebot“ (Day 2004, S. 91, teilweise unter Bezug auf Gassert 1997)

Abb.: Tatsächliche oder vermeintliche Parallelen zwischen den USA und Deutschland in der Bewältigung der großen globalen Krise in den 1930ern interessieren auch heute noch. U.a. beschäftigte sich Die Zeit in ihrer Ausgabe vom 10.3.2005 (Titel des Beitrags) mit dem New Deal.

Die NS-Denker und -Lenker sahen sich darin – und nun kommen wir zu erstaunlichen „Parallelen“ – in der Politik der USA bestätigt: Der New Deal, die „Roosevelt-Revolution“ – die „scheinbar als Pendant des Nationalsozialismus auch einen ‚starken Mann‘ an ihrer Spitze hatte – wurde im Deutschland der 1930ern aufmerksam verfolgt, gelobt und durch „den nationalsozialistischen Wahrnehmungsfilter“ – „samt seiner Schlagworte“ – erläutert. 1 Und die mit dem New-Deal zwangsläufig verbundene Kritik an der vorherigen USA-Politik nutzten die Nationalsozialisten, um ihre fundamentale Gegnerschaft zum „System von Weimar“ quasi international-global zu untermauern.

Der Rekurs auf den New-Deal legitimierte das Modell des Führerstaates als ähnlichen, aber ‚deutschen‘, bodenständigen Weg zur Krisenbewältigung, der scheinbar aus Sicht der wirtschaftlichen Erfolge auch noch besser funktionierte.

(Day 2004, S. 91)

Autor(en): T.L.

Anmerkungen

1 Als Beispiel: „Roosevelt lehrte seine Volksgenossen umzulernen, und zwar gründlich umzulernen. Er lehrte die Unternehmer, ihre finanziellen Interessen dem Gemeinwohl unterzuordnen und im eigenen Raum, auf dem eigenen Markt die wirtschaftliche Erholung zu suchen. Durch seine Maßnahmen zugunsten der Arbeitslosen, Arbeiter und Farmer leitete Roosevelt eine soziale Revolution ein, deren Ziel es ist, die Herrschaft des Eigennutzes zu brechen und den Staat zum Garanten des Gemeinwohls zu machen.“ (Pahl 1938, S. 101f.)

„Das Civilian Conservation Corps wurde zum Gegenstück deutscher ‚Arbeitslager‘, der National Industrial Recovery Act wurde als ‚Staatsaufsicht‘ und ‚Staatskontrolle der Wirtschaft‘ übersetzt zum Wohle der ‚Arbeiter und Farmer‘.“ Usw. usf. (Day 2004, S. 91, unter Bezug auf Pahl 1938, S. 102-106)