Weimarer Republik I

Weimarer Republik (Teil I von zwei Teilen)

Einführung

Vorbemerkungen

Die Vorstellung der PR-geschichtlich wichtigen Zeit der Weimarer Republik in Deutschland von 1919 bis 1933 haben wir in zwei Teile gegliedert. Hier, im ersten Teil, skizzieren wir Ausmaß und Entwicklungsstand der damaligen PR-Praxis sowie deren zeitgenössische Einschätzung.

Im zweiten Teil werden wir die Befundlage des ersten Teils theoretisch-systematisch bzw. reflexionsgeschichtlich vertiefen und einordnen.

Die Weimarer Republik – Demokratie in schwieriger Zeit: einige Grundlagen

Von Epochen und Zäsuren

Bei der Strukturierung von „Epochen“ im PR-Museum haben wir uns von einem vglw. einfachen, eingängigen Muster leiten lassen, das von der deutschen Geschichtsdarstellung und primär von politischen Staatsformen geprägt ist.1 Zweifellos sind auch andere Periodisierungen möglich und auch in der (europäischen) Geschichtswissenschaft üblich. So lässt sich beispielsweise das „kurze(n) 20. Jahrhundert“ – verstanden als Zeit „vom Ersten Weltkrieg bis zum Fall der kommunistischen Regime 1989“ – in mehrere Perioden untergliedern, von denen eine „die Zwischenkriegszeit und der Zweite Weltkrieg (1918-1945)“ (Altena/van Lente 2009, S. 279) ist. Oder noch differenzierter: die „Periode der Unbeständigkeit in der Zwischenkriegszeit (1918-1939)“ (S. 282).

Abb.: Philipp Scheidemann ruft am 9.11.1918 von einem Fenster der Reichskanzlei die Republik aus. Quelle: Bundesarchiv, Bild 175-01448, Urheber unbekannt, CC-BY-SA / Wikimedia Commons http://creativecommons.org/ licenses/by-sa/3.0/de/

Aber auch aus diesen Einteilungen wird mindestens deutlich, dass zu Beginn der uns hier interessierenden Zeit eine große Zäsur mit gewaltigen Herausforderungen stand, die in der deutschen „Novemberrevolution“ von 1918 ihren explosiven sozialen und politischen Ausdruck fand. „Der 9. November 1918 war (…) die (eigentliche – T.L.) Geburtsstunde der Weimarer Republik, obwohl seinerzeit noch niemand von diesem Namen sprach.“ (Jesse 2010, S. 36)

Die „Weimarer“ Republik

Die Weimarer Reichsverfassung wurde allerdings erst 1919 beraten und verabschiedet. Deshalb und aus dem pragmatischen Grund, die revolutionären Ereignisse von Ende 1918 im Zusammenhang mit der Epoche des Ersten Weltkrieges zu behandeln, haben wir uns im PR-Museum für die Zeitangabe 1919-1933 entschieden.

Abb.: Titel der Weimarer Verfassung als Buchausgabe. Foto: JonRoma. Quelle: Wikimedia Commons (gemeinfrei).

Die ersten demokratischen Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 brachten „eine Drei-Viertel-Mehrheit für die drei Parteien, die schon 1917/18 im Interfraktionellen Ausschuss zusammengearbeitet und einen Verständigungsfrieden angestrebt hatten (SPD, Zentrum und Deutsche Demokratische Partei, seinerzeit die Fortschrittliche Volkspartei). Diese Parteien, die die ‚Weimarer Koalition‘ bildeten, mussten eine schwere Hinterlassenschaft meistern.“ (Jesse 2010, S. 37)

 

Die Weimarer Republik erhielt diesen Namen, weil die Nationalversammlung wegen der anhaltenden ‚Unruhen‘ in Weimar und nicht in Berlin zusammentrat: zum einen wegen der gefährdeten Berliner Sicherheitslage, zum andern aus Rücksicht auf die Vorbehalte süddeutscher Länder gegenüber Berlin.

(Jesse 2010, S. 40)

Von 1919 bis 1933

Die Zeit danach, also zwischen den Kriegen bzw. die uns interessierende Weimarer Zeit, verkörperte wiederum verschiedene Entwicklungen bzw. Phasen: die unmittelbare Nachkriegszeit mit den Friedenskonferenzen 1919/1920, die Krise von 1921-1924 – in Deutschland vor allem die große Inflation 1922/23 –, die nachfolgende Aufschwungphase (die sprichwörtlichen „goldenen Zwanziger“, „relative Stabilisierung“), die „große Depression“ bzw. die Weltwirtschaftskrise ab 1929.2 Speziell in Deutschland waren die Jahre 1930-33 von Präsidialkabinetten und Notverordnungen gekennzeichnet. Die Weimarer Republik endete mit der nationalsozialistischen Machtergreifung, als am 30. Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde.

 

 

Autor(en): T.L.

Anmerkungen

1 Möglicherweise gelingt es später auch einmal, die PR-Geschichte aus sich heraus, aus öffentlichkeits- und organisationssoziologischen sowie kommunikativ-medialen Faktoren zu strukturieren. Dabei wird sich dann auch zeigen müssen, welchen Einfluss politische Bedingungen – neben ökonomischen, sozialen, kulturellen etc. – dennoch auf diese PR-Geschichte ausüben (oder vielleicht auch eher nicht). (Vgl. dazu Liebert 1997, S. 93f.)

2 Vgl. u.a. Altena/van Lente 2009, S. 282ff.