Historischer Hintergrund
Zeitgeschichtlicher Kontext
Ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur modernen Gesellschaft war die Gründung der Bundesrepublik Deutschland am 23. Mai 1949. Mit der Wahl des CDU-Politikers Konrad Adenauer zum ersten Bundeskanzler (1949-1963) erhielt die junge parlamentarisch-demokratische Republik alsbald eine politische Leitfigur, die sie in wenigen Jahren wieder zur Souveränität führte: Der 1952 beschlossene und 1955 im Rahmen der Pariser Verträge in Kraft getretene Deutschlandvertrag regelte die Auflösung des westalliierten Besatzungsstatuts. In kurzer Zeit konnte sich in Westdeutschland, trotz der zahlreichen ehemaligen Anhänger des NS-Regimes, eine stabile Demokratie mit einem funktionierenden Parteiensystem und hohen Wahlbeteiligungen etablieren.
Wesentliche Neuerungen im wirtschaftlichen Bereich waren die Einführung der sozialen Marktwirtschaft und die Währungsreform in den Westzonen im Jahr 1948. Der folgende Aufschwung ging Mitte der 50er Jahre als „Wirtschaftswunder“ in die Geschichte ein und stilisierte seinen Begründer Ludwig Erhard zur zweiten Leitfigur des Nachkriegsjahrzehnts.1
Infolge des wirtschaftlichen Wohlstands veränderte sich auch das Konsum- und Freizeitverhalten der Bevölkerung. Am 26. Dezember 1952, einen Tag, nachdem das Nachkriegsfernsehprogramm NWDR (Nordwestdeutscher Rundfunk) den regelmäßigen Sendebetrieb aufgenommen hatte, schalteten 1.000 Bürger zum ersten Mal die Tagesschau ein.2 1955 wurde die Millionen-Marke verkaufter VW-(Volkswagen-)Käfer erreicht und der erste Lufthansa-Flug gechartert – Konsumlust, Siegeszug des Fernsehens oder Automobilboom wurden so zu den Schlagwörtern der frühen 1950er-Jahre.3
Die Entwicklung im Osten Deutschlands, aus dem Ernst Vogel stammte, verlief politisch und wirtschaftlich in eine entgegengesetzte Richtung: Planwirtschaft, Gründung der DDR und ab den 1950er-Jahren Aufbau der Grundlagen des Sozialismus unter Führung der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) und Einbindung in den Ostblock unter Vorherrschaft der Sowjetunion bildeten dort den gesellschaftlichen Rahmen.
PR-geschichtlicher Kontext
Im Jahr 1997 hat Günter Bentele einen Vorschlag zur Periodisierung der PR-Geschichte veröffentlicht, die er in sechs Phasen unterteilt (vgl. Bentele 1997, S. 161). Die Bezeichnung und Dauer der vierten Phase Neubeginn und Aufschwung (1945-1958) zeigen, dass mit dem politischen und wirtschaftlichen Umbruch Deutschlands auch eine Neuorientierung und schnelle Entwicklung der (west-) deutschen Public Relations einherging. Vor allem ab Anfang der 1950er-Jahre begann sich ein neues berufliches Selbstverständnis herauszubilden, häufig angelehnt an US-amerikanische Vorbilder.4
Im Jahr 1949, einen Tag nach der Kanzlerwahl, nahm das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (häufig als BPA abgekürzt) seine Arbeit auf. Gleichzeitig wurden Pressestellen und -abteilungen in der Wirtschaft (neu- bzw. wieder-) gegründet, die das neue markwirtschaftlich-demokratische System und die erstarkte Wirtschaft an die Öffentlichkeit kommunizierten. Oeckl (1993, S. 114f.) führt beispielhaft die 1950 gegründete Presseabteilung des Deutschen Industrie- und Handelstags (DIHT) sowie die Pressestellen des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) und der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) an.5