Einführung (Fortsetzung)
Öffentlichkeitsarbeit in der Zeit der Weimarer Republik 1919-1933: ein erster Blick in die Literatur
Theoretisch-historische Einordnung in der Fachliteratur: Beispiel Bentele
Die Zeit der Weimarer Republik ist gewiss und unzweifelhaft ein fester Teil der deutschen PR-Geschichte – und nicht etwa nur „Vorgeschichte“ einer angeblich erst nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzenden Entwicklung. In Benteles Modell von Perioden deutscher Öffentlichkeitsarbeit/PR stellt die Weimarer Republik die zweite Periode dar. Unter dem Titel „Konsolidierung und Wachstum (1918-1933)“ wird folgende Kurzcharakterisierung angeführt: „Großflächige Gründung und Ausbreitung von Presseabteilungen in vielen gesellschaftlichen Bereichen: Wirtschaft, Politik, Kommunale Verwaltung etc.“
Als „neue(r) gesellschaftliche Randbedingungen“ wirkten – zum ersten Mal in der deutschen Geschichte – die „parlamentarisch-demokratische Staatsform und eine nicht mehr staatlich gegängelte, ökonomisch selbstständige und aktive Presse“. Die PR der Weimarer Republik sei „bislang erst in Teilbereichen wissenschaftlich erforscht“, resümiert Bentele. (Bentele/Liebert 2005, S. 226f.)1
Nachvollzug der konkreten Geschichte in der Fachliteratur: Beispiel Kunczik
Die Zeit der Weimarer Republik nimmt in allen Übersichtsdarstellungen zur PR-Geschichte einen wichtigen Platz ein. Kunczik (1997) widmet ihr – sowohl bezogen auf wirtschaftliche (S. 290-307) als auch auf staatliche (S. 166-183) Öffentlichkeitsarbeit – eigene Kapitel. Auch in anderen Kapiteln wird vor- oder rückblickend auf diese Zeit Bezug genommen (S. 206f., 221-223, 229f., 246f., 249-252).
Zusätzlich zur Realgeschichte der PR trifft Kunczik – unter Bezug auf Binder 1983 – auch eine wichtige reflexionshistorische Aussage: „In den 20er Jahren fand eine intensive Diskussion um die ÖA (sic!) und zwar insbesondere über das Verhältnis der ÖA zur Presse statt“ (S. 350; vgl. auch S. 351-353).
Real- und Reflexionsgeschichte der PR: Beispiele: Lange und Liebert
Weitere Darstellungen zur Geschichte der PR speziell zur Weimarer Republik bzw. zur Zwischenkriegszeit mit dem Anspruch generalisierender, verallgemeinerbarer Aussagen haben Lange (2010) und Liebert (insbesondere 2003) vorgelegt. Darauf greifen wir im Folgenden auch wesentlich zurück. Lange wandte sich dem breiten und wohl – aus heutiger Sicht – bedeutendsten Praxisfeld, der unternehmerischen PR, zu. Liebert ging eher reflexions- bzw. theoriegeschichtlich, bezüglich kommunaler Öffentlichkeitsarbeit – in mehreren Aufsätzen (z.B. Liebert 1999) – auch realhistorisch vor.