Infrastruktur und Hauptarbeitsfelder

Organisatorisch-personelle Infrastruktur mit Media Relations als Kern

Zur Mobilisierung der verschiedenen Zielgruppen wurde ein vielseitiges Instrumentarium verwendet, wobei „straffe Organisation, ein großes Arbeitspensum und ‚Informationszugang‘ als wichtigster Grundsatz“ (Stöber 2000, S. 151) stets die Umsetzung prägten. Insbesondere der Maßnahmenkanon spricht für eine professionell aufgezogene Kampagne: Die einzelnen Elemente mögen zwar für sich allein nicht allesamt außergewöhnlich sein – in der Gesamtheit jedoch schon.

Im Zentrum aller Aktivitäten stand die Pressearbeit, wurde doch eigens hierfür – verknüpft mit Public Affairs – eine Abteilung gebildet: die „Abtheilung [sic] Nachrichtenwesen und allgemeine Parlaments-Angelegenheiten“ (Geppert 2007, S. 47).

Die Leitung des Nachrichtenbüros oblag zu Beginn Korvettenkapitän August von Heeringen. Ihm vor allem sei es zu verdanken, dass dem Büro „ein durchschlagender Erfolg beschieden war“ (von Bredow 1978, S. 702). Er hatte auch „hinsichtlich der Überzeugungsmethoden mit zivilen Reklamefachleuten Rücksprache gehalten“ (Götter 2016, S. 33). Heeringens Aufgabe lag neben der Gesamtleitung des Nachrichtenbüros in der Überzeugung potenzieller Unterstützer wie Professoren und Fürsten sowie in der persönlichen Beziehungspflege zu wichtigen Chefredakteuren und Redaktionen.

Public Affairs: Lobbyarbeit bis Publishing

Abb.: Eduard von Capelle, ca. 1916. Quelle: Wikimedia Commons, gemeinfrei.

Für die Beeinflussung der Reichstagsabgeordneten war besonders Kapitän Harald Dähnhardt zuständig, der den Spezialauftrag erhielt, außerhalb des Ratssaals vertraulichen Kontakt zu den Parlamentariern herzustellen, die Lage zu sondieren und auf diese einzuwirken. Auch der Korvettenkapitän Eduard von Capelle erwies sich in Bezug auf den Umgang mit dem Reichstag als unentbehrlich: Sein Auftrag lag darin, die Flottennovellen auszuarbeiten und deren Durchführbarkeit vor dem Reichstag zu sichern. Dies tat er in so fachkundiger und präziser Weise, dass die Opposition keine Schwachstellen mehr fand und die Vorlagen zu Gesetzen erhoben wurden.1

Schließlich ist eine weitere wichtige Figur der Flottenkampagne zu nennen: Professor Dr. Ernst von Halle. Er wurde als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Nachrichtenbüro angestellt und war für die Veröffentlichungen des Nachrichtenbüros zuständig. Unter dem Pseudonym „Nauticus“ veröffentlichte er anonyme Artikel und gab die beliebten „Nauticus“-Bücher heraus.2

Autor(en): L.M.M.O.R.-M.U.C.K.

Anmerkungen

1 Vgl. Meyer 1967, S. 29f.

2 Vgl. Meyer, 1967, S. 30.