Organisation und Finanzierung
Organisatorisches
In dem Verein organisierten sich vor allem solche Organisationen, die generell an werbliche Überzeugungsarbeit glaubten, wie Markenartikler und die moderne Chemieindustrie, die von wirkungsvoller Wirtschaftswerbung abhängig waren. Wer aber in welcher Form im WAAGE-Verein aktiv oder mit diesem verbunden war, blieb für Außenstehende unsichtbar.1 Den Kern bildeten die Unternehmer, die durch ihre finanzielle Unterstützung den Verein unterhielten. Darüber war eine Gruppe wirtschafts- und marketingtheoretischer Fachleute, darunter auch PR-Vordenker, wie H.W.F. Kropff, Herbert Gross oder Hans Domizlaff, angesiedelt. Dazu kamen Verbindungsleute aus Verwaltung und Industrie, die die Anbindung an politische Entscheidungsträger garantierten. Von besonderer Bedeutung für den Verein war auch der damalige Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard, der als Imageträger und Markenzeichen fungierte.
Den operativen Bürobetrieb des Vereins leiteten Karl Jesch (1954 bis 1960) und Hans Wellmann (1960 bis 1966).
Unverzichtbar für Konzeption und Gestaltung der Kampagne war die enge Zusammenarbeit des Vereinsvorstandes mit der Gesellschaft für Gemeinschaftswerbung (GfG) von Hanns W. Brose.2 Neben der inhaltlich-konzeptionellen Arbeit gehörte zu den Aufgaben der Agentur auch die Auswahl geeigneter Werbemittel sowie deren Streuung und Schaltung in den Medien. Die Kampagne basierte zudem auf den Umfrageergebnissen und Werbewirkungskontrollen verschiedener Meinungsforschungsinstitute, hauptsächlich denen des Institutes für Demoskopie in Allensbach.3
Finanzielles
Auch die Finanzierung der WAAGE war intransparent.4 Diese bestand zum größten Teil aus Geldspenden der Förderer, die diese als Betriebsausgaben deklarierten und sie so als Wirtschaftswerbung steuerlich absetzen konnten. In dieser Form war es der Waage möglich, weitaus mehr finanzielle Mittel zu akquirieren als dies über Spendengelder möglich gewesen wäre. Die Beträge gingen deswegen nicht direkt an den Verein, sondern zunächst an die Werbeagentur Brose. Unternehmer, die hier ohnehin schon Kunde waren, konnten nun über ihre eigenen Werberechungen problemlos WAAGE-Anzeigen mitfinanzieren. Das Finanzministerium sah großzügig über diesen Missstand hinweg, vermutlich weil Freunde im Finanzministerium, wie Staatssekretär Alfred Hartmann, ihre schützende Hand über den Verein hielten. Diese dubiose Finanzierung war der Grund, warum Anzeigenkampagnen von mindestens 20 Millionen finanziert wurden, dem Finanzamt gegenüber aber nur 16 Millionen ausgewiesen wurden.
Trotzdem blieb die Geldbeschaffung das Hauptproblem des Vereins, weil dieser zu sehr vom Goodwill der Agentur Brose und den einzelnen Förderern abhängig war. Spätestens ab 1961 steckte der Verein in einer Finanzkrise mit einem Defizit von mehr als 1,2 Millionen Mark, weil viele Förderer nun andere Wege der politischen Einflussnahme für effektiver hielten.