Porträts und Malerei

Mediale Omnipräsenz der Kaiser

2. Visuelle Präsenz: Porträts und Malerei

Porträts – egal ob gemalt oder fotografiert – dienten dem Kaiser vor allem dazu, seine Anwesenheit ständig präsent zu machen und seine kaiserliche Macht zu betonen. Herrschaftsporträts brachte man überall da an, wo im Namen des Souveräns oder Herrschers gehandelt wurde – also in könig-kaiserlichen Behörden, bei Landesvertretungen im Ausland oder beim Militär (vgl. Windt 2005, S.51). Sie hatten einen besonderen Stellvertretungscharakter und Identitätsanspruch (vgl. Schoch 1972, S.11).

Die Porträts wurden der jeweiligen Funktion des Gebäudes angepasst. In Behörden wurde der Kaiser mit den kaiserlichen Kroninsignien versehen. In militärischen Einrichtungen wurde er oft mit Marschallstab, Kürass und Waffe gemalt. Die Darstelllungen, welche den Herrscher in intimeren Situationen zeigten, wie beispielsweise mit geöffneter Interimsjacke, die achtlos gegen den Schreibtisch staucht, waren für ausgewählte Personen bestimmt. Sie sollten den Kaiser in seiner „Normalität“ und Menschlichkeit des Monarchen zeigen (vgl. Windt 2005, S. 54).

Abb.: Gemälde „Kaiser Wilhelm I. und Kanzler Bismarck“ von Konrad Siemenroth 1887, reproduziert als Sammelbild. Sammelwerk: Bilder deutscher Geschichte. Cigaretten-Bilderdienst Hamburg-Bahrenfeld 1936.

Abb.: Gemälde „Kaiser Wilhelm I. in der Schlacht von Metz“ (Deutsch-Franz. Krieg) des Militär- und Schlachtenmalers Wilhelm Camphausen, reproduziert als Sammelbild.

Abb.: Gemälde „Kaiser Friedrich III.“, reproduziert als Sammelbild. Friedrich regierte nur 99 Tage im Jahr 1888, bevor er verstarb.

Interessant ist, dass es begünstigte Maler gab, die man für das Malen von Porträts beauftragte, und dass es wiederum auch Künstler gab, denen es gestattet wurde, Kopien von jenen Gemälden anzufertigen. Anton von Werner ist einer der begünstigten Maler des Kaiserhauses gewesen. Er hatte „(…) die Politik der Regenten getragen und den ‚Zeitgeist‘ repräsentiert“ (Bartmann 1984, S. 15). Allerdings wurden seine Bilder als kaiserliche Propaganda verschrien, so auch das Bild von der Reichstagseröffnung 1893. Das Bild zeigt Wilhelm II., der gerade die Rede zur Eröffnung des Reichstages verliest. Um ihn herum scharen sich die staatstragenden Fürsten des Deutschen Reiches. Hintergrund der Entstehung dieses Gemäldes bildete die Erschütterung des Drei-Kaiser-Jahres 1888: Das war jenes Jahr, in dem zwei deutsche Kaiser verstarben und der erst 29-jährige Wilhelm II. die kaiserliche Krone übernahm. Das Bild sollte eine lebendige Einheit Deutschlands und dessen Stärke demonstrieren. Ferner war die Botschaft, das dass Deutsche Reich sich durch den Verlust zweier deutscher Kaiser nicht erschüttern lassen würde (vgl. Windt 2005, S. 59).

Als im Jahr 1839 die Fotografie erfunden wurde, musste die klassische Malerei bald dem neuen Medium den Vortritt lassen. Jedoch verlor sie bis zum Ende der Monarchie nicht völlig an Bedeutung. Immer wieder benutzte man das gemalte Bild dazu, der Schnelllebigkeit der Fotografie entgegenzuwirken und Porträts mit Nachhaltigkeit zu schaffen. Es war recht häufig der Fall, dass eine gemalte Kopie vom Foto erstellt wurde. Die neue Technik – die Fotografie – war dennoch auf dem Vormarsch.

Autor(en): K.Z.