Kaiserdenkmäler im Deutschen Kaiserreich

Mediale Omnipräsenz der Kaiser

1. Räumliche Präsenz: Kaiserdenkmäler im Deutschen Kaiserreich

Ob er wollte oder nicht: „Reklamekaiser“, „Wilhelm der Plötzliche“ und „Denkmalwilly“ waren Namen, die das Volk Wilhelm II. verpasste. Wilhelm II. trug den Spitznamen „Denkmalwilly“ wohl zu Recht, denn nach dem Tod seines Vaters und Großvaters im Jahre 1888 – im Dreikaiserjahr – überflutete er das Land förmlich mit Denkmälern. Sein Hintergedanke dabei war „(…) die Botschaft von der Bedeutung und Standfestigkeit der Dynastie verbreiten zu lassen.“ (Luh 2005, S.39) Bis zum Ende der Monarchie 1918 sind im Deutschen Reich über 450 Denkmäler von Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. entstanden. Die meisten davon entfallen auf die Regierungszeit des letzten deutschen Kaisers.

Die Plastik spielte für den Kaiser eine gesonderte Rolle. Er bezeichnete sie für unsere klimatischen Verhältnisse als viel geeigneter. Sie brauche zudem nicht extra aufgesucht zu werden, sondern komme zu jedem, der sich genötigt fühle, einen öffentlichen Platz aufzusuchen (vgl. Luh 2005).

Anders als sein Enkel war Kaiser Wilhelm I. dagegen, dass ihm noch zu Lebzeiten Denkmäler gesetzt wurden (vgl. Tittel 1981, S. 231). Wenige Tage nach seinem Tod wurden schnell etliche Denkmalspläne zur Diskussion gestellt. Die Präsenz Wilhelm I. war jetzt von außerordentlicher Bedeutung, denn an den kaiserlichen Toren rüttelten bereits die Kräfte der Demokratie. Angesichts jener aufkommenden demokratischen Bestrebungen ging es nun um die Legitimierung der kaiserlichen Herrschaft und die Festigung der Monarchie (vgl. Lehnert 1998, S. 16).

Abb.: Kaiserdenkmäler wurden häufig ideologisch befrachtet, je nach historischer Epoche durchaus unterschiedlich. Auch in Weißenfels, einer ehemals sächsischen Stadt, die 1815 an Preußen fiel, durfte auf dem Markt ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal nicht fehlen. Das auf der Postkarte abgebildete Stadtmotiv ist von hoher Symbolkraft: Zwar thront über der Stadt noch immer das ehemals herzoglich-sächsische Residenzschloss (von den Preußen als Kaserne genutzt), den Markt dominiert der Preußenkönig und Kaiser Wilhelm I. – durch die Perspektive des Fotografen „künstlich“ vergrößert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Denkmal unter sozialistischen Vorzeichen abgerissen.

Abb: Zur Denkmalseinweihung am 18. August 1900 wurden viele Menschen mobilisiert, wie das historische Foto vom Weißenfelser Markt zeigt. Der anwesende Prinz Friedrich Heinrich von Preußen konnte sich in Weißenfels über viele Kaisertreue freuen, die sich aus den einstigen Muss-Preußen von 1815 entwickelt hatten.

Die Errichtung der Siegesallee 1895 in Berlin war eine weitere Maßnahme der Popularitätssteigerung des Kaiserhauses. Die „Reklame“ für dieses Denkmalprojekt war nach heutigen Gesichtspunkten höchst strategischer Natur. Denn die 32 Standbilder zeitgenössischer Staatsmänner, Künstler und Militärs, die Wilhelm II. auf der Straße hinter dem Brandenburger Tor errichten ließ, wurden in knapp vier Jahren auf insgesamt über siebzehn Enthüllungsfeiern präsentiert. Siebzehn Mal wurde so das Interesse der Öffentlichkeit auf die Siegesallee gelenkt. Die Aspekte des Erinnerns und Wiederholens spielten dabei eine nicht ganz unwesentliche Rolle (vgl. Lehnert 1998, S.15f.).

Die Wirkung von Denkmälern war für das Ansehen des Kaiserhauses in der Öffentlichkeit von großer Bedeutung. Denn wer ein Denkmal errichtete, wollte das Interesse einer breiten Öffentlichkeit auf sich lenken. Die Pressestimmen, die Monumentaldenkmäler wie das Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck in Koblenz, aber auch die Siegesallee in Berlin hervorriefen, bewiesen deren Erfolg. Jedoch war nicht immer die politische Legitimation der Anlass zur Errichtung eines Denkmals, oft spielten auch persönliche und selbstdarstellerische Gründe eine vordergründige Rolle.

Autor(en): K.Z.T.L.