Werkzeitschrift

Einleitung

Mitarbeitermagazin, Werkzeitschrift …

Abb.: Auf mehreren der folgenden Seiten wählen wir die Siemens-Werkzeitschrift als visuelles Fallbeispiel. Hier die Ausgabe Feb./März 1966 mit einer Bekanntmachung. In der Regel enthielten die Zeitschriften aber redaktionelle Texte. Quelle: Siemens Corporate Archives. Die Urheberrechte liegen bei der Siemens AG, München/Berlin, die Abb. dürfen kostenfrei für redaktionelle und wissenschaftliche Zwecke verwendet werden. Mit freundlicher Zustimmung der Siemens AG laut E-Mail vom 10. Januar 2006 an I.S.-L.

Vereinfacht dargestellt, handelt es sich bei einer Werkzeitschrift (oder Werkszeitschrift) um eine periodische betriebliche Publikation im Zeitschriftenformat, die vorrangig an Betriebsangehörige adressiert ist. Der Begriff „Zeitschrift“ ist dabei nicht zu eng zu sehen, äußerlich – wenn auch nicht unbedingt in der tatsächlichen Erscheinungsfrequenz und Aktualität – kann es sich auch um ein „Zeitungs“-Format handeln.1

Der Begriff Werkzeitschrift ist heute unüblich. Wir haben ihn hier aber ob seiner langen historischen Präsenz – und weil unsere Darstellung um 1980, also vor der Gegenwart, endet – gewählt. Wissenschaft und Kommunikationspraxis sprechen heute vor allem von Mitarbeiterzeitschrift oder – noch moderner, wenn auch eine mögliche mediale Form verallgemeinernd – von Mitarbeitermagazin.

Die Mitarbeiterzeitschrift gilt heute als anerkanntes und zentrales Mittel organisations- bzw. unternehmensinterner Kommunikation und damit der internen Öffentlichkeitsarbeit bzw. Public Relations (PR). Da sie ein organisations- bzw. unternehmenseigenes Medium darstellt, ist sie zugleich ein Instrument des Corporate Publishings (CP) bzw. der Corporate Media.

In den mindestens ca. 130 Jahren des Bestehens hat sich die deutsche Werkzeitschrift immer wieder verändert, weiterentwickelt und differenziert. Daher kann kaum eine Definition alle Wesensmerkmale oder geschichtlichen Erscheinungsformen einer Werkzeitschrift erschöpfend darstellen. Dies zeigt sich auch in der historischen Begriffsvielfalt: Neben Werkzeitschrift – oder heute Mitarbeiterzeitschrift – waren und sind teilweise auch andere Benennungen bekannt, oft als Synonyme verwendet: Fabrikzeitung, Betriebszeitung, Werkjournal, Personalzeitschrift…

Definitionen und Bezugsrahmen

Jede Entwicklungsepoche brachte in Definitionen bzw. Verständnisse eigene Akzente ein. Ist heute eine Betrachtung im begrifflichen und funktionalen Kontext von PR oder CP vorherrschend, so dominierte bis noch vor wenigen Jahrzehnten eine im Gefüge von (betrieblicher) Publizistik. Einen umfassenden Versuch, das Medium Werkzeitschrift ausführlich zu beschreiben, lieferte Haller (1982, S. 18):

Die Werkzeitschrift ist ein, von einem Unternehmen herausgegebenes, finanziertes und produziertes, zu persuasiven Zwecken eingesetztes, nicht mitbestimmungspflichtiges publizistisches Mittel in zeitschriften- oder zeitungstypischer Aufmachung, das zum Erreichen bestimmter Unternehmensziele primär in der innerbetrieblichen Öffentlichkeit (…) in weiter Periodizität zugänglich gemacht wird und vorwiegend betriebsbezogenes Wissen (…) vermittelt.

(Haller 1982, S. 18)

Allerdings gab es immer auch – mehr oder weniger – abweichende Verständnisse, wie zum Beispiel 1955 in Der Zeit zu lesen war:

Die Werkszeitschrift hat ein Bindeglied zwischen Werksführung, Betriebsrat und der Masse der Belegschaften und umgekehrt als Sprachrohr der Belegschaften (! – T. L.) ein Brückenschlag zur Gesellschaftsführung zu sein.

(Reichelt 1955)

Die betriebliche Publizistik kennt, neben Werkzeitschriften, eine Reihe anderer Publikationen, die sich oft mit den Mitarbeitermedien überschneiden.2 Darunter sind z. B. die Hausmitteilung und die Aktionärszeitschrift zu zählen. Auch Mischformen zwischen verschiedenen innerbetrieblichen Typen sind in der Geschichte der Werkzeitschriften nicht selten. Geht man nach einschlägigen Definitionen und Handbüchern, wurden erst 1938 Haus-, Kunden- und Betriebszeitungen als separate Medien in Deutschland verstanden.3 Lange Zeit galt der Terminus Hauszeitschrift als Synonym oder als Oberbegriff für alle betrieblichen Blätter.4

Auch betriebsextern gibt es Blätter, die der Werkzeitschrift nahekommen – so z. B. die Gewerkschafts- oder Arbeitgeberpresse. Hier spricht ein externer Herausgeber die Betriebsangehörigen – bzw. bestimmte Teile davon – an. Auch können Fachzeitschriften für eine bestimmte Branche quasi als überbetriebliche Mitarbeiterzeitschriften betrachtet werden, da sie sich an Mitarbeiter der Betriebe einer Branche richten.5

Autor(en): I.S.-L.T.L.

Anmerkungen

1 Die namentliche Unterscheidung zwischen der Werkzeitschrift und -zeitung existiert im Alltag hauptsächlich aufgrund der Aufmachungsform und teilweise auch der Erscheinungsweise des Mediums. Ursprünglich als schwarz-weißes ungebundenes Blatt auf minderwertigem Zeitungspapier gedruckt, wird die Werkzeitschrift heutzutage meist im farbigen Hochglanzmagazinformat herausgegeben. Die Periodizität ist sehr unterschiedlich, was die Bezeichnung Zeitung (mehrmals im Monat) und Zeitschrift (monatlich bis halbjährlich) rechtfertigt. Für die Begriffsbestimmung spielt diese Unterscheidung lediglich eine zweitrangige Rolle: Das Wesenverständnis einer Werkzeitschrift wird weniger von der Definition einer Zeitschrift bzw. einer Zeitung abgeleitet, als aus der spezifischen Kommunikationsfunktion des Mediums.

2 Vgl. Haller 1982, S. 9ff.

3 Lerg berichtet, dass erst in der zweiten Ausgabe des deutschen Handbuchs der Hauszeitschriften von 1938 eine separate Abteilung für Werkzeitschriften eingerichtet wurde (Lerg 1957, S. 349).

4 Begriffe wurden auch in einem engeren oder weiteren Sinne gefasst. Beispiel: Wolff beschreibt 1927 die „Hauszeitschriften im engeren Sinne, genannt Werkzeitschriften“ als  „für die eigenen Angestellten, Arbeiter oder Vertreter bestimmte Mitteilungen. Ob sie nun regel- oder unregelmäßig erscheinen, gedruckt oder sonst wie vervielfältigt werden (…) ist unwichtig.“ (Zit. in Lerg 1957, S. 351)

5 Vgl. dazu Haller 1982, S. 10.

 

Bildnachweis für Beitragsfoto (ganz oben): Hauspostumschlag 2012. Foto: Alter Fritz. Quelle: Wikimedia Commons Attribution Share alike 3.0 Unported http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en