Betriebszeitschriften im Ersten Weltkrieg

Abb.: Mobilmachung 1914, Truppentransport mit der Bahn. Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1994-022-19a / Tellgmann, Oscar / CC-BY-SA / Wikimedia Commons http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/

Die Entwicklung der Werkzeitschriften wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen: Manche Betriebe stellten die Werkzeitschriften ganz ein, andere kommunizierten mit den eingezogenen Betriebsangehörigen durch die so genannten Kriegszeitungen. Der damalige Katalog der Deutschen Bücherei in Leipzig verzeichnete über 60 solcher Zeitungen.1

Von Unternehmen beispielsweise im Raum Hannover erschienen die Kriegs-Beilage der Hanomag-Nachrichten, die Leibniz-Feldpost, das Continental Kriegs-Echo und – der schon seit 1912 bestehende – Der Kleine Pelikan.2

Für die Unternehmen stellten die betrieblichen Kriegszeitschriften ein wichtiges Mittel dar, um die Kommunikation zwischen den Angestellten an der Front, die eine wichtige Teilöffentlichkeit darstellten, und jenen in den Heimatbetrieben aufrecht zu erhalten. Schwerpunkte sahen die Herausgeber in der „vaterländischen“ wie betrieblichen Sinnstiftung und dem Bemühen, sich die Loyalität der zur so genannten „Betriebsfamilie“ gehörenden Angestellten weiterhin zu sichern. Die Fabrik sollte als „Heimat“ und soziales Umfeld vermittelt werden. Trotz unzweifelhafter staatlich-propagandistischer Züge erfolgte die Vermittlung des Geschehens immer aus Sicht des jeweiligen Betriebes, woraus sich Unterschiede in der Gewichtung, Präsentation und Vermittlung der Themen ergaben.

Einen wichtigen Aspekt für die herausgebenden Unternehmen stellte deren wirtschaftliche Situation vor Beginn des Krieges dar. So lässt sich von allen vier Unternehmen – Hanomag, Continental AG, Pelikan-Werke und Hermann Bahlsens Keksfabrik – sagen, dass sie sich auf ihrem wirtschaftlichen Höhepunkt befanden. Diese herausgehobene Stellung begründete auch ihr nationales wie internationales Ansehen. Unterstützt wurden die Betriebe in der Herausgabe der betrieblichen Kriegszeitschriften auch durch das Militär. Dort setzte man auf den psychologischen Einfluss der Zeitungen auf Kampfgeist und Durchhaltevermögen der Soldaten. Die militärische Führung wusste um die moralische Wirkung von Heimatgefühl und Solidarität unter Betriebskollegen.

Für die Firma Henkel bedeutete das erste Kriegsjahr 1914 den Beginn der Herausgabe einer regulären Werkzeitschrift Blätter vom Hause, in der allerdings „auch Kriegsereignisse kommentiert wurden“. Nach einer Pause ab 1919 erschienen sie später ab 1927 wieder (Kunczik 1997, S. 251).

Autor(en): F.K.I.S.-L.T.L.

Anmerkungen

1 Nach Lerg 1957, S. 348.

2 Vgl. Heise 2000.