Bismarcks Pressepolitik und -arbeit II

Otto von Bismarcks persönliche, offiziöse und amtliche Pressearbeit (= Teil II von Bismarcks Pressepolitik und -arbeit)

Einleitung und Bismarcks frühe publizistische Tätigkeit

Vorbemerkungen zum Teil II von Bismarcks Pressepolitik und -arbeit

Otto von Bismarck (1815-1898) führte ab dem 23. September 1862 das Amt des preußischen Ministerpräsidenten aus, ernannt von König Wilhelm I.1 Zur staatlichen Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikationspolitik in Preußen hält das PR-Museum eine Reihe von Beiträgen vor, u. a. über die Zeitabschnitte 1848-1857 und 1858-1871.

Abb.: Otto von Bismarck in seinem Arbeitszimmer 1886. Quelle: Stein, Walter (Hrsg.): Bismarck. Des eisernen Kanzlers Leben in annähernd 200 seltenen Bildern nebst einer Einführung. Siegen/Leipzig: Montanus, 1915. Scan durch Immanuel Giel / Wikimedia Commons, Attribution-Share Alike 3.0 Unported license https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

1871 wurde Bismarck Kanzler des Deutschen Reiches unter Kaiser Wilhelm I. Dieses auf seine Person zugeschnittene Amt hatte er bis zum 20. März 1890 inne, als er „wegen persönl(icher) und sachl(icher) Gegensätze von Kaiser Wilhelm II. entlassen“ wurde (Brockhaus 1987, S. 370).

Otto von Bismarcks Pressepolitik und -arbeit war so vielgestaltig, dass die Abhandlung darüber der Übersichtlichkeit halber in zwei formal eigenständige Beiträge geteilt wurde. Der vorliegende, zweite Beitrag beschäftigt sich mit der unmittelbaren, konkreten publizistischen und Pressearbeit Bismarcks bzw. in seinem Auftrag.

Der erste Beitrag – an anderer Stelle – trägt historisch einführenden Charakter und behandelt außerdem die Kommunikations- und Medienpolitik Bismarcks, also eher Rahmen setzende und strategische Aspekte staatlicher Einflussnahme.

Bismarcks frühe Tätigkeiten vor 1862

Nach einem rechtswissenschaftlichen Studium (1832-35) und der Referendarzeit in Aachen (1836-1839) kümmerte er sich zunächst um seine Güter in Pommern. Von 1843 an betätigte er sich auch publizistisch. Ab 1847 wirkte er als Abgeordneter auf Seiten der Konservativen. 1851 begann er als preußischer Gesandter zu arbeiten, zunächst beim Bundestag in Frankfurt, dann 1859-62 in Sankt Petersburg und schließlich kurz in Paris.2

Bismarck bis 1851: Zeitungsinitiator und fleißiger Journalist

Bismarck arbeitete ab 1843 auch „als ausgesprochen produktiver Journalist“. Er soll „zwischen 1848 und 1851 bis zu 500 kurze Leitartikel verfasst haben“, schreibt Kunczik (1997, S. 89) unter Verweis auf Groth (1929, S. 205ff.). Fischer-Frauendienst (1963, S. 11) leitet ihre Dissertation mit der Bemerkung ein, Bismarck selbst sei „ein hervorragender Journalist“ gewesen.

Im Juli 1847 regten Fürst Radziwill sowie die Herren von Bismarck und von Werdeck die Gründung einer Tageszeitung an, die ein Jahr später, am 16. Juni 1848, als konservative Neue Preußische Zeitung unter Ludwig von Gerlach erfolgte. Dieses Blatt wird auch als Kreuzzeitung bezeichnet, nach dem Eisernen Kreuz im Titelkopf.

Die Linie der ‚Kreuzzeitung‘ – Erhaltung des Königtums – wurde maßgeblich durch die Beiträge von Bismarck bestimmt. Er war überhaupt in den ersten Jahren ein eifriger Mitarbeiter des Blattes (…) Die ‚Kreuzzeitung‘ vertrat nach außen den Standpunkt einer von der Regierung unabhängigen Zeitung; trotzdem wusste jeder, dass die Hofkamarilla, ‚die kleine, aber mächtige Partei‘ hinter ihr stand. Die politische Linie des Blattes war streng altpreußisch und in gesamtdeutschen Fragen antinational.

(Bialowons 1979, S. 138f.)3

Sicherlich liegen in Bismarcks Wissen und Selbstpraxis von Zeitung bzw. Journalismus wichtige Gründe für die Erfolge seiner späteren pressepolitischen Strategie, vor allem persönliche Beziehungen zu bestimmten Publizisten bzw. Organen zu pflegen und Pressebeeinflussung also sehr konkret zu gestalten.

Autor(en): A.-M.G.T.L.

Anmerkungen

1 Vgl. Kunczik 1997, S. 90.
2 Vgl. Brockhaus 1987, S. 370.
3 In der pressehistorischen Darstellung aus der DDR heißt es weiter: „Ein Beispiel von Bismarcks Furcht vor der Revolution und seiner Brutalität ist seine 1848 journalistisch zum Ausdruck gebrachte Forderung, alle großen Städte als Hauptherde der Revolution vom Erdboden zu vertilgen, was ihm den Spottnamen ‚Städtevertilger‘ einbrachte.“
Weiterführende Literaturhinweise: Petersdorff, H. v.: Ein Programm Bismarcks zur Gründung einer konservativen Zeitung. In: Forschung zur Brandenburgischen Geschichte, Bd. 17 Leipzig 1904. Schulz, E.: Bismarcks Einfluss auf die Presse. Diss. Halle 1911. Schulze, H.: Die Presse im Urteil Bismarcks. Leipzig 1931. Studt, B.: Bismarck als Mitarbeiter der „Kreuzzeitung“ in den Jahren 1848 und 1849. Diss. Bonn 1903. Bismarck als Journalist. In: Zeitungsschreiber. Frankfurt am Main 1966. Vgl. auch Koszyk 1966, S. 229.

 

Bildnachweis für Beitragsfoto (ganz oben): Ausschnitt (bearbeitet) aus: Otto Fürst von Bismarck, Öl-Gemälde von Franz von Lenbach (1836-1904), 1894. Quelle: Privatsammlung, Baden-Württemberg (1949–1961 als Leihgabe in der Staatsgalerie Stuttgart); Privatsammlung, Norddeutschland. Villa Grisebach Aukt. / Wikimedia Commons, gemeinfrei.